Seit Herbst 2025 stellt HP (Hewlett‑Packard) seine Ersatzteilvermarktung sukzessive auf ein neues System um – mit spürbaren Folgen für Kunden und Reparaturbetriebe.Immer mehr Stimmen aus der Branche bezeichnen die neue Praxis als „HP serviceunfreundlich“, weil einfache Reparaturen künftig teurer werden.Der Grund: HP setzt zunehmend auf sogenannte „Kitted Parts“, also gebündelte Reparatur‑Sets anstelle einzelner Komponenten.
Was sind „HP Kitted Parts“ oder Ersatzteile Bausätze?
Praxisbeispiel 1: HP M08549-001 IR-Webcam
„HP Kitted Parts“ sind keine Einzelteile mehr, wie es sie früher gab, sondern vorkonfigurierte Reparatur‑Kits, in denen mehrere Bauteile zusammengefasst sind.
Das bedeutet:
- Statt eines einzelnen Scharniers oder Displayrahmens bekommt man nun ein komplettes Set, das mehrere Teile und teilweise verschiedene Modellgrößen (13″, 14″, 15″) abdeckt.
- Ein einfaches Kunststoff‑Rahmenteil kostet dadurch plötzlich das Mehrfache, weil es zusammen mit anderen, nicht benötigten Komponenten geliefert wird.
- In der Praxis muss also oft ein komplettes Reparaturpaket bestellt werden. Die nicht benötigten Displayrahmen wandern in den Müll – typisch American Style
Früher konnte ein Techniker für ein HP Pavilion‑Display nur die Displayblende nachbestellen.
Heute liefert HP nur noch ein komplettes „Display‑Kit“ inklusive Rahmen, Scharniere und Kabelsatz obwohl diese Teile meist einwandfrei sind.
Praxisbeispiel aus der Werkstatt:
Ein Kunde hat eine defekte Webcam. Eigentlich müsste in so einem Fall nur die Webcam bestellt und getauscht werden – doch genau dieses Ersatzteil ist bei HP nicht einzeln erhältlich. Stattden werden viele verschiedene Frontrahmen und div. andere Teile unter der P/N M08549-001 geliefert. Und noch schlimmer: Alle zusammen kostet rund 300 EUR incl. MwSt. –
Zitat Kunde: „Das ist Wucher! Nie mehr kaufe ich ein HP Laptop“
Praxisbeispiel 2: HP M05236-001N Display Kit
Praxisbeispiel aus der Werkstatt:
Ein Kunde hat ein defektes Display. Eigentlich müsste in so einem Fall nur das LED Display getauscht werden – doch genau dieses Ersatzteil ist bei HP nicht einzeln erhältlich. Stattdessen werden 10 verschiedene Frontrahmen und div. andere Plastikteile unter der P/N M05236-001N . geliefert. Ein riessen Müllberg kann hier entsorgt werden.
Warum diese Praxis als serviceunfreundlich gilt
- Preise steigen deutlich: Durch das Set‑Prinzip zahlen Kunden unnötig für Teile, die nicht gebraucht werden. In unserm Beispiel kostet das Display-Rahmenkit kanpp 200 EUR – statt rund 40 EUR was der Frontrahen früher einzeln gekostet hatte.
- Mehr Abfall & Materialverbrauch: Weil komplette Kits getauscht werden, landen viele funktionsfähige Bauteile im Müll.
- Weniger Reparaturmöglichkeiten: Werkstätten können keine gezielten Einzelreparaturen mehr durchführen.
- Verlust an Nachhaltigkeit: Das steht im Gegensatz zum europäischen „Right‑to‑Repair“‑Ansatz.
- Komplexere Lagerhaltung: Neue, teure Sets ersetzen tausende Einzelartikelnummern.
Diese Umstellung trifft nicht nur Endkunden, sondern auch Partnerwerkstätten, die HP Notebooks nach der Garantie instandsetzen – ein klarer Rückschritt in Sachen Servicefreundlichkeit.
Praxis-Tipp: neuen neuen Kitted Parts Artikel Nummern beginnen in der Regel mit „M“
♻️ Was Kunden jetzt tun können
- Hoffen das nichts kaputt geht
- Beim nächsten Notebook auf Reparaturfreundlichkeit achten.
- Ersatzteilpreise vor der Reparatur genau prüfen
Markus Himmelsbach bewertet:
„Das neue Kitted‑Parts‑System ist aus unserer Sicht klar serviceunfreundlich.
Es verteuert Reparaturen, produziert unnötigen Müll und sorgt dafür, dass einfache Defekte nur noch mit Komplettkits repariert werden können.
Wir versuchen weiterhin, klassische Einzelteile auf Lager zu halten und kompatible Alternativen bereitzustellen, wo immer es möglich ist.“